29. April 2024
Künstliche Intelligenz
KI-Boom verhilft Alphabet und Microsoft zu überraschend hohen Quartalszahlen: Der US-Software-Konzern Microsoft und die Google-Mutterfirma Alphabet konnten im ersten Quartal des Geschäftsjahres besonders gute Zahlen verkünden: Alphabet gelang zudem die erste Dividende der Firmengeschichte und kündigte Aktienkäufe in großem Stil an.
Der Konzernumsatz konnte in den ersten vier Monaten auf 80,54 Milliarden Dollar anwachsen. Dabei stiegen vor allem die Einnahmen aus dem klassischen Geschäft mit Online-Werbung um 13 Prozent auf 61,7 Milliarden Dollar. 28 Prozent höher sind die Umsätze der Cloud-Sparte, auf deren Rechnern die Google-KI „Gemini“ läuft, was mehr als doppelt so viel ist. Bei der Internetsuche gewinnt die KI dementsprechend immer mehr an Bedeutung.
Noch deutlicher war das Wachstum von Azure. Der Umsatz der Cloud-Sparte von Microsoft stieg um 31 Prozent auf 26,7 Milliarden Dollar. Das Wachstum von Amazon Web Services (AWS) fiel Analystenprognosen zufolge zu Beginn des Jahres nur halb so hoch aus wie bei Azure. (Presse)
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will seinen Konzern Meta zur Nummer 1 unter den KI-Anbieterunternehmen machen. Doch im gleichen Atemzug wie die große Ankündigung, erwähnte Zuckerberg ebenfalls, dass dies teuer werden würde, weshalb der Aktienkurs des Konzerns nach unten purzelte. Zudem führte Zuckerberg aus, dass es noch Jahre dauern könne, bis der Konzern damit Geld verdient. Die Aktie ging daraufhin im nachbörslichen Handel um 15 Prozent nach unten, obwohl das Werbegeschäft im vergangenen Quartal weiterhin sehr gut lief.
Auch die so genannten „KI-Agenten“ stellte Zuckerberg vor, die, anders als heutige Chatbots, nicht nur einzelne Fragen beantworten, sondern für die User:innen auch komplexe Aufgaben lösen könnten, die im Hintergrund eigenes Handeln und Recherche bedingen. Seit kurzem erscheinen in den Meta-Apps in den USA und mehreren anderen Ländern Buttons, die den KI-Assistenten aktivieren. (Presse)
Die US-amerikanische Beratungsfirma Accenture setzt vollends auf KI und glaubt nicht an einen Crash nach dem derzeitigen Riesen-Hype, im Gegenteil: Im Interview mit Cheftechnologe Paul Daugherty wird klar: Wer zuerst kommt, der ist auch ganz vorne mit dabei. "Late Adopters" warnt er hingegen: "Wenn man bei etwas abwartet, dass sich so schnell bewegt wie KI, riskiert man, abgehängt zu werden." Was allerdings auch seiner Meinung nach ein großes Problem mit der KI darstellt, ist der enorme Energieverbrauch: "Man muss das energieeffizienteste Modell für eine Anwendung finden und es weiter optimieren. Es gibt aktuell 800 Modelle zur Wahl." Das Interview in voller Länge finden Sie auf dem Portal der WirtschaftsWoche.
Der Papst soll beim diesjährigen G7-Gipfel vor dem Missbrauch von KI warnen: Papst Franziskus soll auf dem kommenden G7-Gipfel an der Sitzung zum Thema Künstliche Intelligenz teilnehmen. Dort will er laut der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Gefahren der boomenden Technik diskutieren. Franziskus' Teilnahme wäre die Premiere für einen Papst am G7-Gipfel. Ziel der Sitzung sei es, sich auf Governance-Mechanismen zu einigen, die sicherstellen, dass KI menschenzentriert und vom Menschen reguliert ist. Bereits vor vier Jahren haben der Vatikan und Tech-Firmen wie Microsoft und IBM zusammen mit der Regierung Italiens einen Aufruf für einen ethischen Umgang mit Algorithmen und KI unterzeichnet und auch im Zuge des letzten Weltfriedenstags thematisierte das katholische Oberhaupt die Risiken der KI. (heise.de)
Cybercrime
Eine aktuelle Studie der Beratungsfirma KPMG zeigt, dass jede dritte Firma bereits Lösegeldforderungen gezahlt hat. Die KI beschleunigt neue Angriffsmöglichkeiten in Form von Sprachnachrichten und Videonachrichten. Mit einer Zunahme von 119 Prozent haben sich außerdem Deepfakes in Österreich innerhalb nur eines Jahres mehr als verdoppelt, wie die aktuelle KPMG-Studie unter 1158 Unternehmen zeigt. 54 Prozent davon waren in den vergangenen zwölf Monaten betroffen von Desinformationskampagnen, 42 Prozent sogar vielfach. Diese kommen häufig als Ablenkungsmanöver zum Einsatz, um die richtigen Cyberangriffe zu überdecken.
Im Vergleich zum Vorjahr war noch jede zehnte Cyberattacke von Erfolg gekrönt, in diesem Jahr allerdings schon jede sechste. Neben Deepfakes haben Insider Threats (+29 %) und Angriffe auf die Lieferkette (+8 %) zugenommen. Auch staatlich unterstützte Angriffe sind mit einem Plus von zwölf Prozent öfter zu registrieren, sowie Social Engineering mit +9 %.
Während man im letzten Jahr noch weniger auf Lösegeldforderungen einging, hat sich dies nun deutlich geändert: Obwohl Ransomware-Angriffe in den letzten zwölf Monaten um mehr als ein Viertel zurückgegangen sind und damit nur noch 24 % dieser Angriffe erfolgreich waren, schaut die Lage folgendermaßen aus: Jedes dritte Unternehmen hat zumindest einmal die Lösegeldforderung im Zusammenhang mit einem Ransomware-Angriff bezahlt. Die Zeichen stehen also auf Alarm: Für 33 % der Aufsichtsräte ist Cybersecurity zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden. (Presse)
Bei Cyberangriffen haften auch Manager:innen persönlich: Ab Oktober 2024 gelten für Tausende Unternehmen in Österreich obligatorisch strenge Vorgaben zur Cybersicherheit nach dem neuen Nis-Gesetz. Bei einer unzureichenden Umsetzung der Maßnahmen drohen nicht nur dem Unternehmen millionenschwere Geldstrafen, sondern auch dem Management und dem Aufsichtsrat, welche nach dem Nis-Gesetz persönlich zur Haftung herangezogen werden können, so der Wortlaut im aktuellen Artikel der Presse.
Während die Richtlinie Dora nur für die Finanzbranche gilt und die CER-Richtlinie nur einzelne Einrichtungen der kritischen Infrastruktur erfasst, gelten die Cybersecurity-Vorgaben der Nis-2-Richtlinie (Network and Information Security Directive) für viele Unternehmen. Die Richtlinie ist bis 18. Oktober 2024 durch die Mitgliedstaaten umzusetzen. Mehr zum Thema NIS sowie zu Cybersecurity und Compliance lesen Sie im kommenden Heft 2 der Compliance Praxis (Themenspecial "Prävention"), das Anfang Juni erscheint.
Greenwashing
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Fluglinie Lufthansa verklagt. Sie wirft dem Unternehmen täuschende CO₂-Neutralitätsversprechen vor. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch ließ im Zusammenhang mit den Vorwürfen Begriffe wie "dreiste Verbrauchertäuschung" und "Greenwashing" fallen. In dem von der Lufthansa angebotenen Kompensationsmodell werde nur ein Bruchteil der Klimawirkungen des Luftverkehrs mit einbezogen. Zudem sollen ungeeignete Kompensationsprojekte verwendet werden, wie es heißt. Anlass der Klage ist eine Werbung der Fluglinie Lufthansa, der zufolge Passagiere die bei ihren Flügen entstehende CO₂-Emissionen durch einen Beitrag zu den Kompensationsprojekten vollständig wieder ausgleichen könnten (Investitionen in den Waldschutz oder umweltfreundlichere Kochöfen). Mehr dazu in einem aktuellen Beitrag der Zeit.
Neue Regeln der EU gegen Greenwashing: Bereits im März 2024 ist eine EU-Richtlinie zum Schutz vor Greenwashing in Kraft getreten. So sollen Konsument:innen vor irreführenden Umweltaussagen geschützt werden. Die EU will im Zuge dessen Rechte von Verbraucher:innen für einen ökologischen Wandel stärken. Wenn die jeweiligen Unternehmen die positiven Umweltauswirkungen nicht belegen können, dürfen sie diese auch nicht aktiv bewerben. Bis Frühjahr 2026 müssen die EU-Mitgliedsstaaten die Vorgaben in nationales Recht übertragen. Hinzu kommt nun die so genannte Green-Claims-Richtlinie der EU: Demnach müssen Umweltangaben von Waren oder Dienstleistungen zusätzlich überprüft werden. Auch für Umweltzeichen wie Umweltsiegel soll es strikte Regeln geben. (Standard)
ESG
Der Austrian SDG-Award, ins Leben gerufen von der Allianz für Ethik in der Wirtschaft des Senats der Wirtschaft Österreich, hat die Ausschreibung für 2024 gestartet. Ziel ist es, vorbildliches Engagement im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu prämieren und bekannt zu machen.
In Kooperation mit der CRIF GmbH und der Great Place To Work GmbH in der Kategorie Unternehmen sowie Schiefer Rechtsanwälte in der Kategorie Gemeinden will man auf neue Maßstäbe und Kriterien setzen, die auf allgemein gültigen ESG-Kriterien aufgebaut sind. Die Jury des Awards setzt sich vor allem aus Mitgliedern der Allianz für Ethik in der Wirtschaft zusammen. (APA-OTS)
Geldwäsche
Das Europäische Parlament will verstärkt gegen Geldwäsche vorgehen und hat deshalb nun vergangenen Mittwoch ein Verbot von Barzahlungen in Höhe von mehr als 10.000 Euro beschlossen. Händler von Luxusartikeln müssen zudem die Identität ihrer Kunden überprüfen und scheinbar dubiose Geschäfte an die Behörden melden.
Die strikteren Regeln betreffen ua den Handel mit Juwelen, Luxusautos, Privatflugzeugen und Schiffen. Unter das neue Gesetz fallen ab 2029 zudem reiche Fußballvereine wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund. Der Profifußball mit Milliardeninvestitionen aus Drittstaaten gilt als besonders risikoreich, was Geldwäsche anbelangt. Die Behörden sollen zudem ein strengeres Auge auf Kryptowährungen und die Bankgeschäfte von Superreichen wie etwa Oligarch:innen mit einem Vermögen von mehr als 50 Millionen Euro haben. Die neue europäische Anti-Geldwäschebehörde (Anti Money Laundering Authority – AMLA) mit Sitz in Frankfurt am Main soll die nationalen Behörden anleiten. (Frankfurter Allgemeine)
Autoren
Mag.a Christiane Jördens Bakk.a
Christiane Jördens hat Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien studiert und bereits während ihres Studiums begonnen als Redakteurin, Texterin und Model zu arbeiten. Als Journalis...