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Serie Mitarbeiter-Compliance: Wir Compliance Officer

Gibt es DEN Compliance Officer? Gibt es also einzelne Merkmale, die so dominant sind, dass man sie als typisch für Compliance Officer charakterisieren kann?

Der Bundesverband der Compliance Officer hat im Jahr 2013 eine Berufsfeldstudie durchgeführt. Wenn auch keine speziellen Aussagen für Österreich bekannt sind, gibt es dennoch keinen Anlass zur Vermutung, dass sich die Daten von der deutschen Untersuchung signifikant unterscheiden. Auch die persönlichen Erfahrungen des Autors lassen die Unterschiede gering erscheinen.

Weitgehend homogene Ausbildung

Bei der Ausbildung der Compliance Officer zeigt sich ein eindeutiges Bild. Über 80 Prozent haben einen akademischen Abschluss, weitere acht Prozent geben die allgemeine Hochschulreife als Bildungsabschluss an. Bei den Studienfächern besteht ebenfalls eine hohe Homogenität: Mit 39 bzw. 30 Prozent führen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eindeutig vor anderen Studiengängen die Ausbildung an. Einzig technische und naturwissenschaftliche Studiengänge spielen mit jeweils elf Prozent noch eine gewisse Rolle. Die Geisteswissenschaftler sind dagegen mit drei Prozent allenfalls als Exoten wahrzunehmen.

Damit kann von einer hohen Einheitlichkeit der Ausbildung gesprochen werden. Dies ermöglicht einen relativ einfachen Austausch untereinander, sprechen die Beteiligten doch schlicht die gleiche (Fach-)Sprache und benutzen die gleichen Fachausdrücke. Geht es allerdings darum, sich in die Situation Dritter hineinzuversetzen, werden Schwierigkeiten und Defizite kaum vermeidbar sein. Zur „Sprachlosigkeit“ ist es dann nur noch ein kleiner Schritt.

Da 85 Prozent der – in der erwähnten Studie – Befragen Rechtkenntnisse für sehr wichtig halten, werden auch bei den Bewerbern eine entsprechende Ausbildung, zumindest aber Grundkenntnisse, vorausgesetzt. Aufgrund der hohen Bedeutung sowohl der einseitigen Kommunikation über Richtlinien, als auch der zweiseitigen Kommunikation mit den Berichtsempfängern, insbesondere der Unternehmensführung, sind Deutschkenntnisse auf hohem Niveau unabdingbar. Weiterhin sind 72 Prozent der Compliance-Mitarbeiter Männer.

Damit kann die allgemeine Aussage getroffen werden, dass die Compliance österreichischer Unternehmen überwiegend von deutschsprachigen Männern mit juristischer oder betriebswirtschaftlicher Ausbildung verantwortet wird.

Sekundäre Sozialisation

Im Rahmen der Ausbildung und Berufstätigkeit erfolgt eine weitere, sekundäre Sozialisation. Menschen, die sich ohnehin ähnlich sind, werden sich noch ähnlicher. Die Sozialisation ist die Verinnerlichung von durch Arbeits- oder Funktionsteilung bedingten institutionellen „Subwelten“. Sie besteht im Erwerb von rollenspezifischem Wissen und Können und erfordert das „Sich-zu-Eigen-Machen“ des rollenspezifischen Vokabulars, z.B. das eines Compliance Officers.

Sozialisation macht das Leben, insbesondere das Berufsleben, einfacher. Die ständige Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umgebung stabilisiert sich institutionell zu spezifischen Lebensformen und -anschauungen durch Gewöhnung. Jedes Tun, das häufig wiederholt wird, verfestigt sich zu einem Muster, das unter Einsparung von besonderer Anspannung reproduziert und dabei vom Handelnden als zweckmäßiges Handlungsmuster aufgefasst wird. Damit vereinfacht sich die Zusammenarbeit innerhalb der Arbeitsgruppe. Hierunter fallen nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch Umgangsformen und die schriftliche wie mündliche Kommunikation sowohl innerhalb einer Gruppe, als auch mit Externen.

Von der Fachsprache zum Fachchinesisch?

Diese Vorteile bringen allerdings auch Nachteile mit sich, welche die Zusammenarbeit mit Dritten erschweren. Dann wird aus einer „Fachsprache“ schnell „Fachchinesisch“. Die Adressaten der Compliance-Kommunikation werden zwar formal angesprochen, können die Informationen aber als solche nicht entschlüsseln und nutzen. Diese Herausforderung nimmt zu, wenn neben Unterschieden in der Ausbildung auch solche in der Sozialisation bestehen, der Ansprechpartner also nicht nur ein anderes Studienfach belegt hat, sondern grundsätzlich kein Akademiker ist.

Daraus können im positiven Fall konstruktive Auseinandersetzungen resultieren, die beiden Seiten einen besseren Einblick in die Denk- und Handlungsmuster des Gegenübers ermöglichen. Im negativen Fall macht sich Sprachlosigkeit breit, deren Überwindung nicht einmal mehr angestrebt wird. Formale Kontakte und Informationswege sind scheinbar intakt, ein tatsächlicher Austausch erfolgt jedoch nicht mehr.

Die vernachlässigten 80 Prozent

Diese Ausgangssituation macht es zwar leicht, die ähnlich wie der Compliance Officer sozialisierten und ausgebildeten 20 Prozent der Mitarbeiter zu erreichen, allerdings um den Preis, dass die restlichen 80 Prozent umso schwieriger zu erreichen sind, vor allem unter Berücksichtigung des „Erreichens“ in der im ersten Teil der Blogserie beschriebenen Form.

Mit der oben durchgeführten Bestandaufnahme ist noch nicht die Frage beantwortet, welche Folgen sich daraus für die Compliance ergeben, ob Veränderungen sinnvoll und notwendig sind.

Mehr dazu im nächsten Teil der Blogserie.

Autoren

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