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Serie Mitarbeiter-Compliance: Spezialisten

Hochspezialisierte Fachkräfte stellen Compliance vor Herausforderungen. Denn sie agieren oft sehr unabhängig und sind daher schwieriger zu erreichen.

Wer ist „Spezialist“?

Spezialisten sind per Definition immer eine kleine Gruppe, oft auch nur einzelne Personen. Ein Spezialist definiert sich aus Perspektive des Unternehmens nicht durch sein Aufgabenfeld. So ist der einzige Mitarbeiter der Datenverarbeitung bei einem Mittelständler ein Spezialist, bei einem Systemanbieter für die Datenverarbeitung dagegen ein normaler Mitarbeiter. Spezialisten müssen nicht zwangsläufig in technologiedominierten Bereichen tätig sein. Der einzige Koch in einer Kantine ist ebenfalls ein Spezialist. Auch Mitarbeiter, die verschiedene Aufgaben wahrnehmen, können als Spezialisten gesehen werden. In solchen Fällen hat nur ein Teil ihrer Arbeitsleistung vor dem hier betrachteten Hintergrund Relevanz.

Die Bedeutung von Spezialisten für Compliance

Gerade Spezialisten sollten nicht nur wissen, inwieweit eine Handlung Compliance-konform ist, sondern vielmehr das Konzept der Compliance im Allgemeinen und die konkrete Ausgestaltung im eigenen Unternehmen bejahen und aktiv verfolgen. Dies ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil bei Spezialisten die üblichen Kontrollmechanismen an ihre Grenzen stoßen. Zwar mögen sie formale Vorgaben einhalten. Eine konstruktive, kritische Prüfung ist jedoch aufgrund der Informationsdefizite seitens der Kontrollierenden nur eingeschränkt möglich.

Hohe Autonomie, schwieriger Zugang

Für andere Mitarbeiter selbstverständliche Interaktionen im Unternehmen entfallen für die Spezialisten weitgehend. Sie treffen Entscheidungen sehr autonom. Häufig gibt es keine Vertretungen im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Damit reduziert sich für sie die Anzahl der Kontakte zu anderen Mitarbeitern. Sie spüren kaum die Notwendigkeit, sich im Unternehmen zu sozialisieren, auch weil kaum jemand Abweichungen von formell oder informell festgelegtem Sollverhalten bemerkt.

Manche Betroffene sind in ihrer Nische ganz glücklich und grenzen sich zunehmend und bewusst vom Rest des Unternehmens ab. Andere sind mit ihrer Situation nicht zufrieden, vermissen den beruflichen Austausch mit den Kollegen, suchen den persönlichen Kontakt.

Dennoch bleiben Arbeitsweisen und Denkmodelle weniger der alltäglichen Überprüfung ausgesetzt, womit der Übergang zu eigenen Ansichten unmerklich erfolgen kann. Der mangelnden Kontrollmöglichkeiten von Vorgesetzten und Stabsabteilungen sind sich die Betroffenen bewusst.

Auch Compliance-Mitarbeiter sind Spezialisten

Auch die Compliance-Mitarbeiter sind Spezialisten. Die Herausforderung der Compliance, die Mitarbeiter des Unternehmens für ihr Thema zu sensibilisieren, einzunehmen, ja zu begeistern, stellt sich ebenfalls für viele der angesprochenen Spezialisten. Hier kann die Compliance in einen konstruktiven Dialog einsteigen.

Ist ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, wird das Gegenüber als „Sparringpartner“ eingesetzt, um mittels eines ehrlichen Feedbacks Verbesserungen zu erreichen. Ob beim Arbeitsschutz oder der Datensicherheit: Aufgrund der langen Erfahrungen mit den eigenen Aufgaben können beidseitig Hinweise ausgetauscht werden, wie die jeweilige Zielgruppe erreicht wird, welche Maßnahmen erfolgreich waren und wo sich die gewünschten Wirkungen nicht eingestellt haben.

In einem weiteren Schritt können gemeinsam mit der Internen Revision Kontrollmechanismen implementiert werden. Wird der Spezialist zum Partner der Compliance, ist viel gewonnen. Im Umgang mit Spezialisten ist die Wertschätzung entscheidend. Da wie erwähnt viele Spezialisten relativ isoliert arbeiten, sprechen sie gerne über ihre Tätigkeit, besonders wenn sie das Gefühl haben, einem anderen etwas beizubringen.

So ist Zuhören, Lernen und ehrliches Interesse zeigen oft die einfachste Methode, Zugang und Verständnis zu erlangen.

Buch „Mitarbeiter-Compliance“

Cover: Mitarbeiter-Compliance, © ESV
Cover: Mitarbeiter-Compliance

Wie und warum alle Mitarbeiter von Compliance erreicht werden sollen, erläutert ausführlich das Buch „Mitarbeiter-Compliance“ von Thomas Schneider und Maike Becker, das im April 2015 im Erich Schmidt Verlag, Berlin erschienen ist.

Autoren

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