„CoPS 2018“: Erste groß angelegte Compliance-Studie in Österreich publiziert
02. Dezember 2018 / Erschienen in Compliance Praxis 4/2018, S. 7
Die Studie
Der Compliance Praxis Survey 2018 wurde im Sommer 2018 erstmals von LexisNexis Österreich mit Unterstützung der Partner des Compliance-Netzwerks durchgeführt. Das Erkenntnisinteresse erstreckte sich auf Instrumente, Ressourcen und Organisationsformen von Compliance- Management, Motivationen für die Einrichtung eines CMS, Einschätzungen zu IT-Tools und Beratern sowie die bevorzugten Informationsquellen in Bezug auf Compliance-Themen. Viele persönliche, freie Statements runden die Ergebnisse ab.
Der versendete Fragebogen fiel für eine Online-Befragung sehr umfangreich aus: Insgesamt 36 Einzelfragen wurden den Teilnehmern, die anonym antworten konnten, vorgelegt. Trotz dieses ambitionierten Zugangs beantworteten insgesamt 242 Personen den Fragebogen.
Fast die Hälfte der Respondenten (45%) hatte die Funktion des Compliance Officers inne, über ein Viertel (27%) sind Abteilungsleiter, 20% in der höchsten Führungs- bzw. Kontrollebene (GF, Vorstand, Aufsichtsrat) tätig. Weitere 16% der Befragten sind Mitarbeiter im Bereich Compliance. Die Respondenten der Studie sind also jene Personen, die Compliance-Maßnahmen verantworten und/oder direkt umsetzen.
Betrachtet man die Größenstruktur der teilnehmenden Organisationen, so haben rund 52% mehr als 500 Mitarbeiter und weitere 7,5% zwischen 251 und 500 Mitarbeiter. Die restlichen 40% der Stichprobe verteilen sich auf Klein- und Mittelbetriebe mit bis zu 250 Mitarbeitern.
Die Ergebnisse haben, wenn auch nicht für die Grundgesamtheit aller Organisationen und Betriebe in Österreich, so doch für die Teilmenge der „complianten“ Organisationen – sprich alle, die Compliance-Maßnahmen ergreifen – eine hohe Aussagekraft.
Im Folgenden einige zentrale Erkenntnisse der Studie – alle Ergebnisse finden Sie im Whitepaper CoPS 2018, das online kostenlos heruntergeladen werden kann (Link in der Infobox unten).
Schlüsselergebnisse
Positive Entwicklungen
Die organisatorische Anbindung der Compliance- Funktion der meisten Unternehmen entspricht dem „State of the Art“. Zwei Drittel der Befragten agieren nach dem „State of the Art“ und siedeln Compliance „hoch“ an, sprich mit direkter Berichtslinie an Geschäftsführung/Vorstand.
Die Mittel für Compliance bleiben tendenziell gleich oder steigen. Die Mitarbeiteranzahl und die Budgetmittel in Compliance-Abteilungen werden in naher Zukunft nicht reduziert, sondern bleiben mehrheitlich gleich – bei ca. einem Drittel der Befragten ist eine Steigerung der Mittel geplant.
Compliance-Programme führen in erheblichem Maß zur erfolgreichen Aufdeckung und Bearbeitung von Regelverstößen. Fast die Hälfte der befragten Organisationen führte jüngst eine interne Untersuchung durch. Compliance-Management- Systeme tragen somit in einem beträchtlichen Ausmaß zur Aufdeckung von aufklärungsbedürftigen Vorfällen bei und stellen damit ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis.
Verbesserungsbedarf
Zu viele Unternehmen beschäftigen sich erst nach einem „Ernstfall“ mit Compliance. Ein bedenklich hoher Anteil von 25% der befragten Unternehmen nennt einen Anlassfall, der zur Einführung eines Compliance-Programms führte. Für zu viele gilt offenbar das Motto: „Erst aus Schaden wird man klug.“
Compliance ist tendenziell unterbudgetiert. Die meisten Compliance-Abteilungen sind klein strukturiert und mit geringen Budgetmitteln ausgestattet. Zwischen den besser ausgestatteten Compliance-Einheiten von Großunternehmen und den „One-Man-Shows“ in Klein- und Mittelbetrieben (KMU) gibt es kaum eine Mitte. Als Indikatoren für eine Unterbudgetierung können ein selektives Vorgehen beim Einsatz von IT-Tools und die klare Bevorzugung kostengünstiger Lösungen gegenüber kostenintensiveren gesehen werden.
Das Thema Whistleblowing muss in vielen Unternehmen noch geklärt werden. Es besteht Aufholbedarf, das Thema Whistleblowing befriedigend zu lösen. Bei über zwei Drittel der Befragten scheint die Effektivität der Hinweisgebersysteme fraglich.